Vor dem Millennium Hotel and Resort in Mussanah, Oman – ein Boot- und Hotelkomplex mitten in der Wüste – wird von 16. bis 21. November in den olympischen Klassen im Nacra17, 49er und 49erFX um Weltmeistertitel gekämpft. „Wir sind hier mit speziellen Bedingungen konfrontiert: Warme Temperaturen, schwache Seabreeze und Leicht- bis Mittelwind“, beschreibt OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid die Eigenschaften des Reviers. Der Wiener zeigt sich ob der geringen aber qualitativ dennoch starken Teilnehmerzahl, das 49er-Feld ist mit 36 Teilnehmer noch am größten besetzt, kritisch: „Viele Zweit- und Drittboote, die jungen Teamsnehmen hier nicht Teil – das ist ein schlechtes Zeichen für die Klassen und den gesamten Segelsport. Viele Nationen haben am Ende des Jahres nicht mehr die notwendigen Mittel, um hier anzutreten. Das Dabeisein ist mit viel Aufwand verbunden. Ich bin froh, dass wir alle Herausforderungen gemeistert haben, und hoffe auf eine erfolgreiche Weltmeisterschaft.“
Erste Regatta nach Olympia für Bildstein/Hussl
Für Benjamin Bildstein und David Hussl ist die Weltmeisterschaft im Oman ihre erste Regatta seit Rang zehn bei den Olympischen Spielen. Die beiden 29-Jährigen haben sich nach Tokio eine Auszeit genommen. Anfang November starteten sie im Oman ihre Vorbereitung auf eine intensive, sechs Tage andauernde Weltmeisterschaft. „Wir freuen uns auf die Titelkämpfe, auch wenn wir nicht topvorbereitet an den Start gehen. Aber wir haben schon sehr viel Erfahrung und Zeit auf dem 49er gesammelt und sind durchaus optimistisch, dass wir hier vorne mitfahren können“, sagt Benjamin Bildstein. „Der 49er ist und bleibt das coolste Boot zum Segeln – und es macht großen Spaß. Wir haben schnell wieder hineingefunden und sind auch sehr glücklich mit der Entwicklung in den letzten Tagen“, ergänzt Vorschoter David Hussl. Den Fokus beim Training haben die beiden WM-Vierten von 2020 auf die Starts gelegt, das sei ihr „größtes Manko“ bei den Olympischen Spielen gewesen. „Wir haben nun sehr intensiv daran gearbeitet und unzählige Trainingsstarts absolviert. Wir spüren, dass wir jeden Tag einen Schritt weiterkommen“, ergänzt der Vorarlberger.
Mit Keanu Prettner und Jakob Flachberger ist in der 36 Boote umfassenden 49er-Flotte auch ein zweites österreichisches Boot am Start. Vor eineinhalb Jahren klassierten sich die beiden vor Australien an 40. Stelle, für die bevorstehende WM peilen die beiden die Qualifikation für die Goldflotte an. „Das Erreichen der Gold-Fleet ist unser primäres Ziel. Wenn das gelingt, wollen wir uns an die Top-15 herantasten“, richtet Keanu Prettner aus. Als Vorbereitung nahmen die EM-Elften an der Asian Championship teil, um die Gegebenheiten unter Wettkampfbedingungen zu testen. „Die Warm-Up-Regatta hat uns gezeigt, wie komplex und schwierig es hier sein kann. Man muss die ganze Zeit aufmerksam sein und Unkonzentriertheiten werden sofort bestraft. Wir hatten noch ein paar Probleme, die wir aber in den letzten Trainingstagen verbessern konnten – und gehen nun mit einem guten Gefühl in den Wettkampf“, sagt Vorschoter Jakob Flachberger.
„Beide Teams haben in den letzten Tagen noch intensiv an ihrer Startdynamik gearbeitet. Die Startlinie war bei der Warm-Up-Regatta sehr kurz – und da braucht es viel taktisches Gespür. Von der Papierform her sollten Bildstein/Hussl vorne reinfahren können. Fakt ist aber auch, dass beide Teams von ihren Allround-Qualitäten profitieren. Die prognostizierten Bedingungen könnten aber eher Leichtwind-Spezialisten in die Karten spielen“, ordnet Sportdirektor Schmid die Chancen der beiden rot-weiß-roten Boote in der 49er-Flotte ein.
Farese/Zöchling sind „guter Dinge für die WM“
Seit 31. Oktober probt mit Laura Farese und Matthäus Zöchling Österreichs einziges an der Weltmeisterschaft teilnehmende Nacra-17-Boot vor Oman. Steuerfrau Laura Farese ist mit dem rund zweiwöchigen Training zufrieden: „Nachdem die Warm-Up-Regatta in unserer Klasse nicht stattfinden konnte, haben wir gemeinsam mit anderen Teams viele Trainingsrennen absolviert. Mit dem Speed sind wir schon sehr zufrieden und auch über die Windbedingungen konnten wir schon sehr viel Erfahrung sammeln.“ Bei der letzten Weltmeisterschaft klassierten sich die beiden an 26. Stelle, konnten damals aber mit einem Wettfahrtsieg ihr großes Potential unter Beweis stellen. „Das Mindestziel ist auf jeden Fall die Teilnahme am Medal-Race. Wenn uns die Bedingungen in die Karten spielen und wir unsere Performance abliefern können, dann ist auch ein Top-5-Platz möglich“, sagt Vorschoter Matthäus Zöchling. Sportdirektor Schmid ordnet ihre Vorbereitung als gut ein und hofft, „dass sie ihren Trainingsspeed auch im Rennen umsetzen können“.
WM-Premiere für 49erFX-Duo Schöfegger/Farthofer
Österreichs aktuell einzige 49erFX-Paarung mit Laura Schöfegger und Lisa Farthofer nimmt den Kampf mit 21 Booten auf. „Für uns gilt es weiterhin den Anschluss an die Top-Boote zu finden. Wir rücken Tag für Tag näher – es geht in die richtige Richtung“, sagt Steuerfrau Schöfegger, die mit ihrer Segelpartnerin den Fokus auf Speed-Verbesserung gelegt hat. Als Ziel fasst das Duo eine Top-10-Platzierung ins Auge. „Auch wenn wir gegen eine routinierte und eingespielte Konkurrenz segeln, wollen wir das Maximum herausholen“, gibt sich die Salzburgerin kämpferisch. Sportdirektor Schmid rückt beim rot-weiß-roten 49erFX-Team das „Einspielen und Zusammenfinden“ in den Vordergrund und hofft auf ein gutes Abschneiden, obwohl „nicht ihre Lieblingsbedingungen“ prognostiziert sind.
Nacra17, 49er, 49erFX Weltmeisterschaft | Oman | 16. - 21. November
Nacra17
Laura Farese/Matthäus Zöchling
49er
Benjamin Bildstein/David Hussl
Keanu Prettner/Jakob Flachberger
49erFX
Laura Schöfegger/Lisa Farthofer