Nach den Klassen-Weltmeisterschaften vor dem Oman im November haben sich Benjamin Bildstein und David Hussl eine etwa fünfmonatige Auszeit vom olympischen Segelsport genommen. Beide Athleten haben versucht, Distanz zu gewinnen, um noch einmal einen richtigen Energie-Boost für ihre Kampagne Paris 2024 zu bekommen: Während Benjamin Bildstein den 49er gegen eine 530 PS starke Pistenraupe tauschte, querte David Hussl mit „The Austrian Ocean Race Project“ den Atlantik. „Wir haben nun beide unsere persönlichen Projekte erfolgreich umgesetzt und dabei eine Vielzahl an neuen Erfahrungen gemacht. Daraus und aus den Analysen unserer letzten Olympiade haben wir nun unsere Ziele geschärft. Gemeinsam mit allen unseren Partnern, Unterstützern und Sponsoren starten wir wieder voll durch“, berichtet Steuermann Bildstein, der gemeinsam mit seinem Vorschoter David Hussl vor Marseille, im Olympia-Revier von Paris 2024, erstmals wieder auf das Wasser ging.
Schnelldurchlauf und Vorteil beim neuen Material
Die beiden Athleten vom Yacht Club Bregenz starten nun einen „Schnelldurchlauf unserer Basics und Vorbereitungsthemen“. Punkte, die die Konkurrenz den Winter über erledigt hat, muss das rot-weiß-rote Duo nun schnell abarbeiten. „Da geht es vor allem um die technischen Aspekte und um das Material“, erklärt David Hussl. Segel und Mast sind seit heuer neu in der 49er-Klasse. Die Umstellung hat alle Teams bei den letzten Regatten gefordert: „Natürlich haben die anderen Boote einen gewissen Vorteil, weil sie das Material schon gesegelt sind, auch im Wettkampf. Aber es gab ein paar ‚Kinderkrankheiten‘ – und die haben wir uns vielleicht erspart“, ergänzt der Vorschoter, der auch auf bisher erhobene Daten von den Teamkollegen Keanu Prettner/Jakob Flachberger zurückgreifen kann.
Trainer-Rochade ein Produkt der Olympia-Analyse
Für die laufende Olympia-Kampagne mit dem Ziel Medaille in Paris haben die beiden ehemaligen 49er-Weltranglistenersten ihr Trainerteam erweitert und Verantwortlichkeiten verteilt: Der zweifache Olympiasieger und mittlerweile feste Bestandteil des Betreuerteams im Österreichischen Segel-Verband Roman Hagara ist im technologischen Bereich, mit Fokus auf Materialentscheidungen und Verbesserung der Bootsgeschwindigkeit, federführend. Ivan Bulaja koordiniert und betreut klassenspezifisch, während mit Paul Brotherton, der 1992 in Barcelona im 470er an den Olympischen Spielen teilnahm und etwa 2004 die Britin Shirley Robertson zu ihrer zweiten Goldmedaille betreute, ein neuer Performance Coach installiert wurde. „Wir haben sämtliche Details aus unserer letzten Kampagne analysiert. Mit der Erweiterung des Trainerteams werden wir noch intensiver, noch spezifischer an uns arbeiten können. Wir sind sehr dankbar dafür, dass uns der OeSV diese hervorragende Betreuung ermöglicht“, kommentiert Bildstein die Zusammensetzung des neuen Trainerteams.
Drei Schwerpunkte
Das Trainingslager im Olympia-Revier ist für zwei Wochen terminisiert – und sieht insgesamt drei Schwerpunkte vor: „Zunächst geht es darum, so viele Meteorologie-Daten wie möglich zu erheben. Das hat für den Verband oberste Priorität, um sich dann vielleicht bei den Spielen einen Vorteil herausarbeiten zu können“, erklärt David Hussl und ergänzt: „Außerdem gilt es für uns beide den perfekten Ablauf der Aufgaben und Prozesse am Boot wiederzufinden und zu optimieren und wir brauchen so viele Wasserstunden wie möglich.“
Das Revier in Südfrankreich haben die beiden 30-Jährigen in bester Erinnerung: 2013 in ihrem ersten gemeinsamen 49er-Jahr lagen sie bei der WM bis zum vorletzten Tag auf Rang drei, 2019 holte das Duo bei Weltcup-Finale die Silbermedaille. „Marseille war in der Vergangenheit schon lässig. Ich denke unglaublich gerne an die schönen Momente – aber wir bleiben in der Gegenwart: wir sind fokussiert, wissen was zu tun ist und arbeiten mit vollem Einsatz und höchster Akribie daran, uns Schritt für Schritt auf die Olympischen Spiele vorzubereiten“, sagt Benjamin Bildstein.