Ab Sonntag werden vor Hyères, Frankreich im Rahmen der „Olympic Last Chance Regatta“ die letzten Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2024 ausgesegelt. Nach der Segel-Weltmeisterschaft 2023 in Den Haag, Niederlande und „Continental Qualifier“ hat Österreichs Segelnationalteam nun seine dritte und letzte Chance auf weitere Nationentickets für das nahende Sportgroßereignis.
Die Segelveranstaltung an der Mittelmehrküste wird als „Splitevent“ ausgetragen: In jeder der zehn olympischen Disziplinen werden zwei Regatten, eine für noch nicht qualifizierte Nationen und eine für bereits qualifizierte Nationen, veranstaltet.
Aller guten Dinge sind drei
Alina Kornelli war bei den bisherigen beiden Qualifikationsmöglichkeiten für die Olympischen Spiele knapp geschlagen: Sowohl bei der Weltmeisterschaft in Den Haag (NED) als auch bei der Europameisterschaft in Portsmouth (GBR) hat die 23-Jährige das Nationenticket in der neo-olympischen Formula Kite-Klasse nur um jeweils einen Platz verpasst.
Ab Sonntag nimmt die Athletin vom SC Kammersee ihren letzten Anlauf auf einen der noch fünf verfügbaren Quotenplätze: „Ich war zweimal knapp dran. Zieht man das allgemeine Ranking und meine letzten Leistungen heran, sollte ich in der Lage sein, Österreich hier als eine der fünf Nationen zu qualifizieren. Legt man den Qualifikationsschlüssel über meine letzten beiden Events, hätte ich die Qualifikation jeweils geschafft – das Wissen, dabei zu sein, gibt mir sehr viel Selbstvertrauen. Ich habe dem anstehenden Event den kompletten Winter und das gesamte Frühjahr lang alles untergeordnet, so viel trainiert und gepusht wie noch nie. Ich bin bereit, mein Bestes zu geben.“ Für den Vergleich greift Kornelli auf ihr bestes Material zurück: „Ich habe noch ein ganzes Set neuer Kites in petto – die habe ich mir nach ein paar Tests im Winter für diesen Event aufgespart. Sie sind in der Performance relativ gut und können in einem engen Rennen definitiv den Unterschied ausmachen.“
Abicht um ihre zweite Olympiateilnahme
Lorena Abicht kämpft an der Mittelmeerküste um ihre zweite Olympiateilnahme: 2021 nahm die 29-Jährige als Vorschoterin von Tanja Frank im 49erFX teil. Dann folgte der Umstieg in die iQFoil-Klasse. Zweieinhalb Jahre hat Abicht dem erneuten Olympiatraum alles untergeordnet – nun soll der große Wurf gelingen: „Die Arbeit ist getan, ich habe meine Hausaufgaben gewissenhaft und gut erledigt – es gibt keine großen ‚Baustellen‘. Somit fühle ich mich gut vorbereitet, auch die Entscheidung, die Trofeo Princesa Sofia vor Palma auszulassen, war richtig. Dadurch konnte ich mich mit den Bedingungen hier schon sehr gut anfreunden. Das Set-Up für den Event steht, es fühlt sich alles gut an. Dass ich hier antreten kann, ist für mich ein unglaublich großes Privileg. Ich stehe an der Startlinie mit Konkurrentinnen, die schon gesurft sind, als ich noch im Opti gesessen bin – das macht dann schon einen großen Unterschied. Aber ich bin hier, um mein Bestes zu geben und diese Differenz mit all meiner Erfahrung, Leidenschaft und Hingabe zu diesem Sport wettzumachen.“ Auch im iQFoil werden noch fünf Quotenplätze vergeben.
Bei den Herren startet Theo Peter. Der Niederösterreicher weiß, dass „meine Realchancen nicht so hoch sind, wie ich es gerne hätte. Aber ich weiß auch, dass, wenn ich das nötige Glück habe, vorne mitspielen kann. Es wird darauf ankommen, welches Risiko man bereit ist zu gehen. Konservativ wird zu wenig sein“.
Keine optimale Vorbereitung für ILCA 7-Duo
In der ILCA 7-Klasse hat Österreich mit Clemens Kübber und Anton Messeritsch zwei Athleten am Start. Beide Athleten melden für den Olympiaquotenplatz nur Außenseiterchancen an – insgesamt werden in dieser Disziplin nur drei Nationentickets vergeben. Die Vorbereitung auf die Regatta ist bei beiden krankheitsbedingt nicht nach Wunsch verlaufen.
Schon während des Wettkampfs vor Palma de Mallorca erkrankte Kübber, bekam dann zurück in Österreich Angina. „Ich lag mit Fieber im Bett. Das ist natürlich keine optimale Vorbereitung auf die wichtigste Regatta im Jahr. Es ändert aber nichts daran, dass ich nach wie vor mein ‚Traumziel‘ verfolge und Österreich in dieser Klasse unbedingt für Olympia qualifizieren will. Es wird eine schwierige Aufgabe werden – aber ich werde alles dafür unternehmen. Ich brauche ein gutes Boot, gute Starts und dann schauen wir, wie sich die Regatta entwickelt“, so der Athlet vom Union Yacht Club Neusiedlersee.
Teamkollege Anton Messeritsch laborierte an einer Nebenhöhlenentzündung. Er musste die ersten Trainingstage vor Hyères auslassen. „Mir ist es nicht schlecht gegangen – aber wir wollten nichts riskieren und deswegen habe ich ein paar Tage pausiert. Ich bin guter Dinge, dass ich den Event mit voller Fitness in Angriff nehmen kann. Auch wenn es sehr, sehr schwierig werden wird: Das Ziel ist ein Nationenticket. Dafür brauche ich aber eine perfekte Woche und meine Konkurrenten müssen auslassen“, so das Talent vom Union Yacht Club Wolfgangsee.
„Qualified Nations“ bestreiten Weltcup
Die bereits für Olympia 2024 qualifizierten Nationen bestreiten parallel – allerdings startet deren Regatta erst am Montag – die traditionelle „French Olympic Week“. Für den Österreichischen Segel-Verband treten in den Klassen 470er und 49er jeweils zwei Teams an, zudem ist Formula Kite-Athlet Valentin Bontus am Start.
Die beiden rot-weiß-roten Nacra 17-Boote lassen den Vergleich, wie die gesamte bereits für die Spiele qualifizierte Katamaran-Flotte, aus und absolvieren zeitgleich ein Trainingslager im kommenden WM-Revier La Grande-Motte, Frankreich.
Auf Lara Vadlau und Lukas Mähr wartet ihre vorletzte Regatta vor Olympia, Anfang Mai bestreitet das Duo noch die Europameisterschaft. „Es ist wichtig und richtig cool, dass wir vor den Spielen noch zwei Regatten bestreiten können. Wir wollen auch hier in Hyères alles aufwenden, das es braucht, um erfolgreich zu sein. Es geht darum, die letzten fünf Prozent herauszuholen, um konstant vorne dabei zu sein. Der Fokus liegt definitiv auf unserer Performance auf der Vorwind, da haben wir noch den größten Aufholbedarf“, richtet Steuerfrau Lara Vadlau aus.
Österreichs zweiter 470er mit Rosa Donner und Niklas Haberl freut sich auf einen Wettkampf gegen die absolute Weltspitze, vergleicht die Dichte der Qualität bei dieser Regatta mit Rennen in der Goldflotte. „Fast alle starken Nationen und damit fast alle starken Teams sind hier am Start. Für uns ist es unglaublich wichtig, auf diesem Level Erfahrung sammeln zu können – gegen solche Kapazunder zu racen bringt uns unglaublich viel in der persönlichen Entwicklung“, hält Rosa Donner fest.
49er-Teams setzen jeweils auf neuen Rumpf
Sowohl Benjamin Bildstein/David Hussl als auch Keanu Prettner/Jakob Flachberger werden bei der Regatta auf einen neuen Rumpf zurückgreifen. Am Freitag holen beide Teams die neue Plattform in Mailand, Italien ab. Einen Tag später sollen bereits die ersten Einheiten am Wasser abgespult werden. „Das Boot ist im Ausbau schon so weit, dass wir nur noch unsere Systeme einbauen müssen“, verrät Vorschoter Jakob Flachberger. Die WM-Zwölften von 2024 vertrauen dabei auf ein Fabrikat des britischen Herstellers Ovington. „Unser aktuelles Boot sind wir die letzten eineinhalb Saisonen gesegelt. Es war nun an der Zeit, ein neues zu bekommen – auch um bei der Europameisterschaft gut aufgestellt zu sein“, sagt Steuermann Keanu Prettner, der für die nun bevorstehende, qualitativ hochwertige 49er-Konkurrenz ausgibt: „Wir sind eine kleine, aber starke Fleet. Es wird keine Teilung geben – und das macht schon einen Unterschied: Es wird eine Spur mehr Risiko möglich und auch nötig sein. Mit „Safety“ werden wir hier nichts gewinnen.“
Benjamin Bildstein und David Hussl, die jüngst zu Vorarlbergs Mannschaft des Jahres 2023 gewählt wurden, greifen beim neuen Boot auf den neuseeländischen Hersteller MacKay zurück. „Es ist alles vorbereitet, dass wir mit dem neuen Rumpf so schnell wie möglich auf das Wasser können. Wir wollen nun den Weltcup und auch die Europameisterschaft nutzen, ob wir bei der Materialauswahl für den weiteren Saisonverlauf die richtigen Schlüsse gezogen haben“, verrät Steuermann Benjamin Bildstein.
„Wir haben heuer schon gezeigt, dass wir gutes Potential haben – aber wir schaffen es noch nicht, dass wir es konstant auf den Punkt bringen. Unser Fokus liegt aktuell am Startverhalten, der Strategieführung und fehlerfreiem Segeln. Hyères ist ein Revier, in dem wir viel Erfahrung und verlässliche meteorologische Daten haben. Das müssen wir nun die nächsten Tage gut abrufen. Wie sind motiviert und freuen uns auf diese Regatta“, sagt Vorschoter David Hussl.
Auch Bontus feilt am Material
Valentin Bontus beschreibt das qualitativ hochwertige Weltcup-Teilnehmerfeld als „Pre-Olympics Teil zwei" und ergänzt: "Von Beginn an werden es Rennen auf Goldflotten-Niveau sein – das macht schon Spaß. Am meisten Spaß habe ich, wenn ich dann auch mein Maximum abrufen kann. Und das ist mein Ziel“. Bei der fünftägigen Regatta wird Bontus aber auch sehr viel Material testen: „Ich werden ein neues Foil, ein neues Brett und erstmals bedruckte Kites ausprobieren. Spätestens bei den Spielen muss an jedem Kite die Länderbezeichnung in großen Buchstaben sichtbar sein. Jetzt gilt es herauszufinden, wie man das am besten umsetzt – da gibt es viele Zugänge: ganze neue Produktion, ein Aufdruck oder Sticker. Ich bin in der glücklichen Lage, dass der Verband hier sehr großes Knowhow hat. Wir haben uns für eine Variante entschieden und werden jetzt sehen, ob das dann auch für die Olympischen Spiele der richtige Weg ist.“
Olympic Last Chance Regatta | 21. - 26. April 2024
Hyères, Frankreich
Formula Kite Damen (5 Quotenplätze | 20 Rennen Opening Series)
Alina Kornelli
iQFoil Damen (5 Quotenplätze | 20 Rennen Opening Series)
Lorena Abicht
iQFoil Herren (5 Quotenplätze | 20 Rennen Opening Series)
Theo Peter
ILCA 7 (3 Quotenplätze | 10 Rennen Opening Series)
Cemens Kübber
Anton Messeritsch
Weltcup-Regatta | 22. - 27. April 2024
470er (10 Rennen Opening Series)
Lara Vadlau/Lukas Mähr
Rosa Donner/Niklas Haberl
49er (15 Rennen Opening Series)
Benjamin Bildstein/David Hussl
Keanu Prettner/Jakob Flachberger
Formula Kite Herren (20 Rennen Opening Series)
Valentin Bontus