Nur zwei Wochen nach dem Weltcup-Auftakt vor Palma de Mallorca ist das österreichische Segelnationalteam im französischen Hyères erneut gefordert. DieAthlet*innen haben die letzten Tage zur umfangreichen Wettkampfanalyse genutzt. Nun soll die nächste Standortbestimmung weitere Aufschlüsse für die perfekte Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften bringen. „Wir haben nach Palma pro Team eine erste grobe Evaluierung durchlaufen und auch schon Adaptionen vorgenommen. Der Vergleich hier in Hyères ist schon der zweite von nur vier Großevents im Vorfeld von Den Haag. Es gilt hier nochmals alles zu beobachten und zu analysieren, um dann den finalen und an die individuellen Anforderungen angepassten Formaufbau zu starten“, erklärt Matthias Schmid, Sportdirektor des Österreichischen Segel-Verbands. Mitte August bei den Weltmeisterschaften vor Den Haag, Niederlanden werden in allen Klassen die ersten Nationentickets für die Olympischen Spiele 2024 in Paris vergeben.
Vadlau/Mähr tüftelt weiter am perfekten Set-Up
Die 470er-Paarung Lara Vadlau und Lukas Mähr hat bei der Trofeo Princesa Sofia mit Platz sieben Österreichs bestes Einzelresultat eingefahren. Die bevorstehende Regatta wollen die beiden erneut nutzen, um am perfekten Set-Up zu feilen. „Palma war für uns eine gute, erste Standortbestimmung. Aus den sechs Race-Days konnten wir Etliches ableiten – vor allem im Hinblick auf die Suche nach dem perfekten Material. Wir werden auch den anstehenden Weltcup nutzen, um weitere Tests, diesmal im Bereich Schwert und Segel, durchzuführen. Gemeinsam mit unserem Trainer Gustavo Martínez Doreste arbeiten wir nach wie vor akribisch an den kleinsten Details“, erklärt Vorschoter Lukas Mähr. Im Gegensatz zur Regatta von vor zwei Wochen, die vorwiegend bei Leichtwind gesegelt wurde, ist diesmal – zumindest für die erste Wochenhälfte – Starkwind prognostiziert. „Diese Prognose ist für uns absolut spannend. Wir hatten zwar im Wintertrainingslager vor Lanzarote öfters Starkwindbedingungen, aber ausschließlich gepaart mit Welle. Die gibt es hier in diesem Ausmaß nicht. Somit können wir unser Set-Up bei komplett anderen Gegebenheiten testen und wieder neue, wichtige Aufschlüsse gewinnen“, sagt Steuerfrau Lara Vadlau, die für den bevorstehenden Event das Ziel „Medal-Race“ ausgibt. Im Vorjahr klassierte sich das Duo an fünfter Stelle. Erst ein Frühstart im finalen Rennen nahm den beiden die Chance auf eine Medaille.
Auf das seit Jahresbeginn neuformierte 470er-Gespann Rosa Donner/Niklas Haberl wartet nun die zweite gemeinsame Regatta. „Für uns wird es ganz spannend werden, weil Hyères eher ein Starkwind-Revier ist – und bei diesen Bedingungen haben wir gemeinsam noch nicht viele Trainingseinheiten absolviert. Insgesamt haben wir keine Ergebnisziele, wir wollen das Erlernte von Palma umsetzen und uns vor allem auf die Starts konzentrieren. Dort ist das Potential noch sehr groß“, sagt die junge Kärntner Steuerfrau Rosa Donner.
Bildstein/Hussl setzen auf neue Starttechnik
Österreichs 49er-Teams Benjamin Bildstein/David Hussl und Keanu Prettner/Jakob Flachberger sind bei der French Olympic Week auf Wiedergutmachung aus. Das Palma-Ergebnis – dort verpassten beide Mannschaften wegen eines Frühstarts am ersten Tag die angepeilte Goldflotte – wollen beide Crews toppen. „Wir wollen nach der verpatzten Regatta in Palma nun endgültig zeigen, dass wir über den Winter einen Fortschritt gemacht und gut trainiert haben. Es gilt hier das Leistungsmaximum abzurufen und nicht hinterherzuhängen. Wir konkurrieren auf Weltcup-Niveau und wollen ein Gefühl bekommen, wo wir stehen. Auf uns wartet eine der großen Regatten in diesem Jahr und wir streben ein bestmögliches Ergebnis an“, meldet Vorschoter David Hussl. Die Olympiazehnten von Tokio 2021 setzen diesmal auf eine neue Starttechnik. „Wir haben beim Start eine neue Technik entwickelt und sie war bei den ersten Tests schon sehr vielversprechend. Es ist ein komplett neuer Zugang – kein anderes Team hat bislang diese Möglichkeit verwendet“, gibt Steuermann Benjamin Bildstein Einblicke in die Vorbereitung, die auch Umstellungen am Segel-Trimm beinhalten.
Keanu Prettner und Jakob Flachberger, beim Season-Opening vor Lanzarote noch starke Dritte, wollen vor Hyères ebenfalls zu alter Stärke zurückfinden. „Die Bedingungen können hier sehr flexibel sein, von Tag zu Tag anders. Wir müssen maximal konzentriert bleiben. Unser Ziel ist es, die Goldflotte zu erreichen – und dann den Einzug ins Medal-Race zu schaffen. Die Konkurrenz wird ident zu jener im August in Den Haag sein und wenn wir uns hier unter den besten zehn Booten platzieren, dann können wir das auch bei der Weltmeisterschaft. Und das wollen wir erreichen“, sagt Steuermann Keanu Prettner.
Haberl/Frank greifen zu „besserem“ Material
Lukas Haberl und Tanja Frank wollen nach dem Erreichen des Medal-Races vor Palma de Mallorca auch die Regatta vor Hyères unter den besten zehn Booten abschließen. Das Duo nahm dafür eine Materialumstellung vor. „Wir werden bei diesem Event auf unser zweites Boot und einen neuen Mast zurückgreifen – weil wir davon überzeugt sind, noch schneller zu sein. Der Mast war kurz schon für Palma vorgesehen, dann haben wir ihn wegen der geringen Wassertiefe im Revier zurückgestellt“, richtet Steuermann Lukas Haberl, der jüngst mit Doppelolympiasieger Hans-Peter Steinacher das Alinghi Red Bull Racing-Team besuchte, aus. „Wir wollen an unsere Leistungen in Palma anknüpfen. Mit dem Einzug ins Medal-Race und einem Wettfahrtsieg haben wir stark vorgelegt. Das motiviert uns. Wir wissen jetzt, dass wir vorne dabei sein können“, ergänzt Vorschoterin Tanja Frank.
Österreichs zweiter Nacra 17 mit Laura Farese und Matthäus Zöchling weilt ebenfalls seit Mittwoch an der Côte d’Azur. Die beiden Athlet*innen vom Union Yacht Club Neusiedlersee legen den Fokus bei dieser Regatta auf die Startphase. „Der Start und die Nachstartphase haben bei uns noch Potential. Da geht es um die perfekte und exakte Beschleunigung, um von Beginn an eine gute Position im Feld zu haben. Daran arbeiten wir – und das wollen wir in Hyères besser machen“, sagt Steuerfrau Laura Farese, die mit ihrem Segelpartner an die „Leistung von Palma anschließen möchte“. 46 Boote sind in dieser Klasse eingeschrieben. Die diesmal über drei Tage führende Qualifikation soll in zwei Flotten durchgeführt werden. Die besten 25 Boote qualifizieren sich für die Goldflotte.
Formula Kite-Athlet*innen wollen in die Top-10
Mit den Rängen 13 und 14 haben Alina Kornelli bzw. Valentin Bontus in der Formula Kite-Klasse vor Palma de Mallorca einen starken Eindruck hinterlassen. Für den zweiten Main-Event in dieser Saison strebt das rot-weiß-rote Duo eine weitere Leistungssteigerung an – und muss erneut in einer qualitativen und auch quantitativ starken Konkurrenz bestehen. Alina Kornelli will über Konstanz erstmals die Medal-Series erreichen: „In den Qualifying-Races will ich noch konstantere Ergebnisse zeigen. In Palma gab es zwei, drei Rennen in der ersten Wettkampfphase, in der ich Fehler gemacht habe. Da gab es dann etwa einen zwölften statt fünften Platz – und diese sieben Punkte will ich nicht hergeben. Die Goldflotte ist von so hoher Leistungsdichte, da ist es umso wichtiger von Beginn an dabei zu sein. Dort will ich dann mit besserer, schlauerer Taktik die Top-10 anvisieren, um Erfahrung in den Semifinals zu machen“, fasst die 22-Jährige zusammen.
Valentin Bontus nahm aus Palma eine starke Verkühlung mit, konnte daheim kaum Trainingsinhalte umsetzen. „Die gesamte letzte Woche habe ich im Bett verbracht, ohne viel Bewegung. Das lag wohl daran, dass nach der Regatta der erste Druck abgefallen ist. Jetzt geht eserfreulicherweise wieder besser und ich hoffe, in den nächsten Tagen gut hineinzufinden.“ In der fünftägigen Direktvorbereitung will das Duo in den Race-Mode zurückkehren. Der Niederösterreicher will mit seinen Leistungen wieder an Palma andocken: „Ich weiß nun, dass mein Speed richtig gut ist. Ich muss die Regatta mit einem selbstbewussteren Mindset beginnen. Ich möchte die Goldflotte erreichen – und dort gehöre ich auch hin. Wenn ich meinen Top-Speed finde und mein Ding durchziehe, kann ich extrem weit vorne sein.“
Comeback von Clemens Kübber
Bei der French Olympic Week ist Österreich auch wieder in der ILCA-7 Klasse vertreten. Clemens Kübber, der sich vor sechs Wochen eine Knieverletzung zugezogen hat, gibt sein Comeback. „Ich bin glücklich, wieder im Boot zu sitzen. Die Sehnsucht war schon sehr groß – vor allem das Verpassen der Europameisterschaft und Trofeo Princesa Sofia war bitter. Vollkommen schmerzfrei bin ich noch nicht, aber in Abstimmung mit den Ärzten haben wir entschieden, in Hyères wieder auf das Wasser zu gehen. Jetzt sitze ich den vierten Tag in Folge wieder im Boot und es fühlt sich gut an. Kleine Schmerzen verspüre ich noch auf der Vorwind und gegen Ende langer Trainingseinheiten. Es steht noch nicht fest, ob ich tatsächlich alle Rennen dieser Regatta bestreite. Ich werde nur bei völliger Fitness antreten – es kann sein, dass ich auch nur einzelne Races bestreite“, sagt der 21-Jährige. Neben ihm wird auch Junioren-Nationalteamsegler Paul Kronegger an den Start gehen.
Nicht am Start steht Lorena Abicht. Die iQFoil-Athletin weilt bereits in Griechenland und hat dort ihre Detailvorbereitung auf die Europameisterschaft vor Patras gestartet.
French Olympic Week | Hyères | 24. - 29. April 2023
470er Mixed:
Lara Vadlau/Lukas Mähr
Rosa Donner/Niklas Haberl
Nacra17:
Laura Farese/Matthäus Zöchling
Lukas Haberl/Tanja Frank
49er:
Keanu Prettner/Jakob Flachberger
Benjamin Bildstein/David Hussl
FORMULA KITE Women:
Alina Kornelli
FORMULA KITE Men:
Valentin Bontus
ILCA 7:
Clemens Kübber
Paul Kronegger