Im November absolvierten Laura Farese und Matthäus Zöchling ihre letzte Regatta. Bei der Nacra-17-Weltmeisterschaft vor Oman verpassten sie das Medal-Race als Gesamtelfte nur knapp. „Wir waren oft sehr gut dabei, haben aber taktische Fehler gemacht. Wir haben in guter Position zu sehr auf den Wind und Winddreher geachtet, sodass wir die Gegner außer Acht gelassen haben. Das war wieder eine wichtige Lehre für uns. Im Training kann man vieles simulieren, etwa Manöver üben oder die Geschwindigkeit testen. In der Flotte zu fahren ist aber doch etwas ganz anderes. Je mehr Regatten man absolviert, desto eher bleibt man auch mental im Race-Modus“, erinnert sich Vorschoter Zöchling, der mit einzelnen Phasen der Regatta sehr zufrieden war, nochmals an den letztjährigen Saisonhöhepunkt zurück.
Topbesetzte Trainingsgruppe
Nur zwei Wochen nach der WM ging es für die Burgenländer bereits ins Trainingslager nach Cagliari. Dort starteten sie gemeinsam mit den Teamkollegen Lukas Haberl/Tanja Frank und vier Top-Booten in den ersten von mittlerweile drei Trainingsblöcken. Mit Ruggero Tita/Caterina Banti (ITA) sowie John Gimson/Anna Burnet (GBR) segeln die Gold- und Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele in Tokyo mit den OeSV-Booten. Zudem gehören auch die anderen italienischen Teams Vittorio Bissaro/Maelle Frascari und Gianluigi Ugolini/Maria Giubilei der Gruppe an. „Wir haben uns aufgrund der starken Trainingsgruppe für Cagliari entschieden. Es hat zwar kaum Wellen, aber es ist immer windig“, berichtet Laura Farese über die Bedingungen.
Das Duo vom Union Yacht Club Neusiedlersee trainierte sowohl 2018 – damals noch im Nacra 15 – als auch im letzten Jahr mit Thomas Zajac und Barbara Matz in diesem Revier. Dass Österreichs Olympia-Boot von Tokyo keine gemeinsame Kampagne in Angriff nimmt, hat für die 21-jährige Steuerfrau persönlich keine großen Auswirkungen. „Wir nehmen viel aus dieser Zeit mit, haben speziell in den letzten Monaten vor den Olympischen Spielen alles noch einmal gemeinsam analysiert. Der Druck auf uns ist jetzt aber nicht größer geworden. Wir hatten schon in den letzten beiden Jahren die Weltspitze als unser Ziel definiert, diesen Weg wollen wir weiterverfolgen. In den letzten Wochen haben wir bei den Trainingswettfahrten gesehen, dass wir auf die Top-Boote beim Foilen auf der Kreuz noch zu viel verlieren, sonst sind wir aber gut dabei“.
OeSV-interne Zusammenarbeit funktioniert sehr gut
Auch die Zusammenarbeit mit dem neuformierten OeSV-Duo Haberl/Frank hat von Anfang an funktioniert. Getreu dem OeSV-Prinzip gibt es einen regen Austausch untereinander. „Wir sind alle voll auf den gemeinsamen Fortschritt ausgerichtet. Es sind beide Boote noch nicht auf dem Level, wo wir hinmöchten. Je besser die eigenen Trainingspartner sind, desto mehr kann man sich gegenseitig fordern und pushen. Denn im ersten Schritt gilt es das Nationenticket für Österreich zu holen“, weiß Zöchling, der mit seiner Segelpartnerin ganz genaue Ziele verfolgt: „Wir haben im letzten Jahr immer wieder aufgezeigt und konnten bei einzelnen Wettfahrten auch ganz vorne mitfahren. Im nächsten Schritt wollen wir konstant gute Ergebnisse liefern. Denn gute Teams können auch mal hinten sein, sie holen aber dann viele Plätze auf und verzeichnen auch in schlechteren Wettfahrten noch ein ordentliches Ergebnis“.
Auf ihrem Weg zur Weltspitze arbeiten die beiden seit knapp einem Jahr mit Trainer Matteo Nicolucci. Bei den letzten Trainingsblöcken war auch Roman Hagara dabei. Der zweifache Olympiasieger ist mittlerweilefixer Bestandteil des Teams. Sein Wissen und seine Erfahrung steht speziell den Nacra-17-Teams kontinuierlich zur Verfügung.„Jeder Trainer sieht etwas anderes, das ist interessant und wichtig. Roman schaut oft lange zu und nennt dann kleine Details, die einen um den gewissen Tick besser machen“, beschreibt der 21-jährige Zöchling die Zusammenarbeit.
Geplanter Regatta-Auftakt vor Palma de Mallorca
Zu den Trainingsaspekten der nächsten Wochen und Monate gehören auch neue Elevator-Ruder, die das OeSV-Duo demnächst erhalten sollte. Denn seit den Olympischen Spielen in Tokio hat die Nacra-17-Klassenvereinigung zwei Änderungen an den Rudersystemen vorgenommen, um die Sicherheit und Leistung zu verbessern. Die Neuerungen versprechen vor allem auf der Kreuz ein intensiveres Foilen und werden insgesamt den Segelstil dieser Klasse deutlich beeinflussen. „Da werden wir viel ausprobieren müssen und die Foil-Einstellung während des Fahrens adaptieren“, erklärt Farese, die den ganzen Februar in Cagliari trainieren wird. Danach will die OeSV-Crew nach Palma de Mallorca übersiedeln, wo Anfang April die Princess Sofia Trophy auf dem Programm steht. Nachdem die Veranstaltung in den letzten beiden Jahren aufgrund der Pandemie abgesagt werden musste, besteht nun die Hoffnung auf einen Regatta-Auftakt auf der spanischen Baleareninsel. „Man weiß aktuell nie, was passieren wird. Ich würde mich auf das Racen in einem größeren Feld freuen. Wir werden uns bis dahin auf jeden Fall bestmöglich vorbereiten“, so Farese.