Das Sextett des Österreichischen Segel-Verbands ist nach Ende der Regatta in Kiel direkt nach Aarhus angereist. Die ersten beiden Tage in Dänemark wurden zur Regeneration genutzt. Seit Mittwoch letzter Woche haben sich die Teams final auf die bevorstehende Europameisterschaft vorbereitet. Die Titelkämpfe werden von Dienstag bis Sonntag ausgetragen, erste Starts sind täglich für 11.00 Uhr vorgesehen. Während im 33 Boote starken Nacra 17-Feld eine 15 Rennen umfassende Serie zu absolvieren ist, wird in der 49er-Klasse zunächst eine Qualifying-Series (neun Rennen) gesegelt, gefolgt von einer zweitägigen Final-Series (sechs Rennen). Am Sonntag finden mit den besten zehn Boote je Klasse die Medal-Races statt.
Herausforderung Aarhus-Offshore-Wind
Benjamin Bildstein und David Hussl haben in Aarhus bereits intensive Trainingseinheiten absolviert, um ein Gefühl für den „launischen und herausfordernden“ Offshore-Wind zu bekommen. „Die letzten Tage hatten wir hier richtig gute Bedingungen – es war alles dabei, von durchschnittlichen Seabreeze-Tagen bis zum hier typischen Aarhus-Offshore-Wind mit seinen großen Drehern und Druckunterschieden. Aber dafür konnten wir schon ein gutes Gefühl entwickeln und gehen sehr positiv in diesen Wettkampf“, erzählt Vorschoter David Hussl. Die beiden Athleten vom Yacht Club Bregenz waren schon mehrmals in Aarhus am Start, erstmals bei der Europameisterschaft 2013, die sie auf Rang 23 beendeten.
Bei den kommenden Titelkämpfen treten die Vizeeuropameister von 2020 mit neuem Material an, das bislang nur wenig getestet wurde. „Wir müssen auf eine neue Fock wechseln. Wir dürfen nur noch jene aus dem 3di-Material verwenden. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten konnten wir damit noch nicht viele Trainingstage absolvieren – da hat unsere Konkurrenz schon deutlich mehr Erfahrung sammeln können. Für uns gilt es jetzt so rasch wie möglich die passenden Einstellungen für dieses Material zu finden“, erklärt Steuermann Benjamin Bildstein. Die letzten Tage wurden die beiden Olympiateilnehmer von Roman Hagara betreut, während der Regatta übernimmt wieder Paul Brotherton das Coaching. „Unser Ziel ist es, zunächst eine solide Qualifikation zu segeln und dann in der zweiten Hälfte der Regatta das Medal-Race ins Auge zu fassen“, führt der Vorarlberger fort.
Prettner/Flachberger wollen EM-Ergebnis von 2021 toppen
Bei der letzten Europameisterschaft in Griechenland schrammten Keanu Prettner und Jakob Flachberger mit Platz elf nur knapp am Medal-Race vorbei. Heuer soll ihnen das nicht mehr passieren, meint Steuermann Keanu Prettner: „Wir wollen in diesem Jahr das Medal-Race erreichen. Zunächst wird es wichtig sein, mit konstanten Ergebnissen die Goldflotte zu schaffen. Das wird schon eine Herausforderung, bei knapp 100 Teilnehmern. Aber wir fühlen uns gut und haben in den letzten Tagen auch versucht, im Renn-Rhythmus zu bleiben. Der Fokus lag eindeutig am Racen: wir haben so viele Rennen pro Tag absolviert wie möglich.“ Die Gegebenheiten hier in Aarhus beschreibt auch der Salzburger als „tricky, weil drehend und böig. Aber das sind wir von unseren Seen im Salzkammergut gewöhnt – vielleicht haben wir da sogar einen Vorteil“.
Tanja Frank holte in Aarhus bereits historisches Edelmetall
Auch für Tanja Frank ist das Antreten in Aarhus die Rückkehr an den WM-Schauplatz von 2018: Damals schrieb die 29-Jährige – noch als 49erFx-Steuerfrau und gemeinsam mit Lorena Abicht – österreichische Segelsport-Geschichte, gewann die Silbermedaille und bislang einzige 49erFX-WM-Medaille für Österreich. „Natürlich ist es ganz schön für mich hier in diesen Bootspark zurückzukehren. Ich weiß, dass ich hier schon mal gut gesegelt bin – aber ich glaube, dass es trotzdem ein neues ‚Game‘ ist und mit der Weltmeisterschaft von 2018 nicht vergleichbar ist“, sagt Tanja Frank, die diesmal mit Steuermann Lukas Haberl im Nacra 17 an den Start geht.
Für die seit letztem Herbst neuformierte Paarung ist es die erste gemeinsame Teilnahme an einer Europameisterschaft. Ein möglicher Erfolg führt laut Frank über Geduld: „Die Regatta dauert sehr lange, insgesamt sechs Tage. Es braucht ausreichend Durchhaltevermögen. Vom Kopf her muss man frei sein, darf sich weder von schlechten noch von guten Ergebnissen ablenken lassen. Wir wollen auch hier wieder vorne mitfahren und aufzeigen, dass wir mittlerweile richtig ‚competitive‘ geworden sind. Wenn wir es zudem schaffen, konstante Ergebnisse zu bringen – werden wir mit dem Ergebnis am Ende sehr zufrieden sein.“
Farese/Zöchling wollen auf Kiel aufbauen
Österreichs zweite Nacra 17-Paarung Laura Farese und Matthäus Zöchling ist es das erste Antreten in Aarhus. Dank intensiver Meteorologie-Meetings und dem Erfahrungsschatz der Teamkollegen gehen die beiden Neuntplatzierten von der letzten Europameisterschaft 2021 dennoch perfekt vorbereitet in diese Regatta. Wichtig für ein erfolgreiches Abschneiden ist laut Laura Farese erneut die Bootsgeschwindigkeit: „Nach der Ruderumstellung wird es auch hier sehr stark auf einen guten Speed auf der Kreuz ankommen. In Kiel waren wir in diesem Teilaspekt noch zu inkonstant – für die EM soll das deutlich besser laufen.“ Dafür hat das Duo in den letzten Trainingstagen auch noch Finetuning am Boot betrieben. „Aus den Erkenntnissen von Kiel haben wir hier noch ein paar Adaptionen vorgenommen. Keine großen Änderungen, aber doch wichtige Punkte, die sich hier bei den ersten Trainingsrunden schon positiv ausgewirkt haben“, sagt Vorschoter Matthäus Zöchling.
49er, 49erFX und Nacra 17 Europameisterschaft in Aarhus (Dänemark)
5. - 10. Juli 2022
OeSV-Aufgebot:
49er
Benjamin Bildstein/David Hussl
Keanu Prettner/Jakob Flachberger
Niclas Lehmann/Niklas Haberl
Lukas Kammerer/Paul Ebenbichler
Nacra 17
Laura Farese/Matthäus Zöchling
Lukas Haberl/Tanja Frank