25.03.2025
Spitzensport

Bildstein/Hussl treten vom olympischen Segelsport zurück

Benjamin Bildstein und David Hussl haben ihre olympische Segelkarriere beendet. Die ehemaligen 49er-Weltranglistenersten werden keine weitere Olympia-Kampagne mehr bestreiten. Sie bilanzieren nach ihrer zwölfjährigen Skiff-Karriere mit einer WM- und zwei EM-Medaillen – und nahmen in Tokio und Paris an den Olympischen Spielen teil.

© Alex Schwarz

Als „Streben nach Perfektion“ beschreiben Benjamin Bildstein und David Hussl ihre gemeinsame Karriere im 49er. „Die Fähigkeiten, die wir uns auf diesem Boot erarbeitet haben, sind sensationell gewesen. Wir haben es geschafft, den 49er in manchen Bedingungen so zu fahren, wie kein anderes Team auf dieser Welt.“ In ihrer zwölfjährigen Karriere haben sich am Weg zur Perfektion eine Vielzahl an Erfolgen eingestellt: Jugendweltmeister 2015, Gesamtweltcupsieger 2016, WM-Bronze 2017, Weltranglistenerste, Heim-EM-Silber 2020 und EM-Bronze 2023. Darüber hinaus schaffte die Vorarlberger-Tiroler-Paarung zweimal die Qualifikation für die Olympischen Spiele.

Zusammenhalt im Team
Über ein Jahrzehnt forderte das Duo vom Yacht Club Bregenz die Skiff-Weltspitze und zeichnete sich durch den besonderen Zusammenhalt zueinander und in ihrem gesamten Betreuerteam aus: „David und ich haben über all die Jahre produktiv und gerne miteinander gearbeitet – wir haben eine Bindung, die ein Leben lang erhalten bleiben wird. Goldrichtig war auch, dass wir Ivan Bulaja vom ersten bis zum letzten Tag an unserer Seite hatten. Das Miteinander – seit 2018 dann auch mit Roman Hagara – war inspirierend und essenziell für unser erfolgreiches Tun“, verrät Steuermann Benjamin Bildstein.

David Hussl sieht rückblickend auch die Freude am Segeln als einen der Erfolgsfaktoren: „Wir haben unsere gemeinsame Zeit im Profisport mit sehr viel Freude und Lebendigkeit betrieben. Diese Positivität hat uns das Ziel nie aus den Augen verlieren lassen. Wir sind auch nach Rückschlägen und Verletzungen immer wieder aufgestanden – und besser zurückgekommen als zuvor.“

Einhundertprozentiges Commitment fehlt 
Für eine neue, vierjährige Olympia-Kampagne fehlt den beiden nun ein einhundertprozentiges Commitment. „Wir haben in unserer Karriere immer gesagt, wenn wir ein Ziel vor Augen haben, dann geben wir immer einhundert Prozent und gehen keine Kompromisse ein. Nun haben wir beide feststellen müssen, dass die Energie und der Ehrgeiz nicht mehr im vollen Ausmaß gegeben sind, um eine weitere Kampagne zu bestreiten und mit der Weltspitze um Medaillen zu segeln“, erklärt der Vorarlberger Benjamin Bildstein.

„Es ist die Zeit gekommen, die Segel neu zu setzen und einen anderen Kurs einzuschlagen. Wir blicken glücklich und voller Stolz auf unsere Karriere zurück. Auch wenn sie ohne eine Olympiamedaille verlaufen ist – waren wir über ein Jahrzehnt brutal erfolgreich. Wir sind dankbar für all die Challenges und Herausforderungen, an denen wir – und unsere Persönlichkeiten – wachsen durften“, ergänzt der Tiroler David Hussl.

„Segeln wird irgendwie bleiben" 
Das Karriereende lässt die beiden ehemaligen Weltranglistenersten große Dankbarkeit verspüren: „Wir haben auf unserer gemeinsamen Reise so viele tolle Menschen getroffen und mit ihnen unvergessliche Momente erlebt – dafür sind wir unglaublich dankbar. Fantastisch war auch die starke Unterstützung, die wir permanent von unseren Familien, Sponsoren und dem engsten Betreuerfeld spüren konnten“, sagt Benjamin Bildstein, der fortan auf Regatta- und Projekt-Basis in die Switch OneDesign-Klasse wechselt und parallel seine Erlebnisse und Erfahrungen als Speaker weitergeben wird.

David Hussl weiß, „Segeln wird irgendwie bleiben. Ich bin sehr dankbar, dass wir in den letzten Jahren so viel Support bekommen haben. Jetzt ist es an der Zeit, etwas zurückzugeben. Egal ob im Breitensport und damit an die Gesellschaft oder direkt bzw. indirekt an Sportler – ich will meine Erfahrungen weitergeben.“

Matthias Schmid, Sportdirektor Österreichischer Segel-Verband: "Benjamin Bildstein und David Hussl sind in ihrer langen Karriere zu internationalen Spitzenathleten gereift. Die beiden waren nicht nur talentierte Segler, sondern auch brillante Strategen, die in jedem Bereich nach Optimierung suchten. Dadurch haben sie konsequent neue Standards gesetzt – nicht nur für sich selbst, sondern auch für den gesamten österreichischen Segel-Verband. Ihr Perfektionismus und ständiges Hinterfragen bestehender Strukturen hoben das gesamte System permanent auf ein besseres Level. Sie waren jederzeit in der Lage, in die Top-3 zu segeln – eine Leistung, die, in einer der härtesten Segelklassen der Welt, nur den allerbesten gelingt – und konnten leider nur bei den Olympischen Spielen in Tokio und Paris ihr volles Potenzial nicht ausschöpfen. Beni, David, vielen Dank für die gemeinsame Zeit an Weiterentwicklung im OeSV. Ihr habt für die neuen Generationen viel geschaffen und dafür ist der gesamte Segel-Verband sehr dankbar."

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