Beide rot-weiß-roten 49er zeigten in der Saison 2023 inkonstante Leistungen: Schwächere und bessere Regatten wechselten einander ab. Dennoch holten Benjamin Bildstein und David Hussl – durch eine fulminante letzte Wettfahrt – mit Rang zwölf bei der Weltmeisterschaft vor Den Haag (NED) den Olympia-Quotenplatz in der Skiff-Klasse der Männer. Gleich anschließend übersiedelten beide Teams nach Marseille, um sich einerseits mit dem olympischen Revier vertrauter zu machen und andererseits ihre Vorbereitung auf die Europameisterschaft zu starten.
Fokus auf „Key-Elemente“
Für Benjamin Bildstein und David Hussl war der erfolgreiche Abschluss der WM gleichzeitig Anstoß für die Detailvorbereitung auf die kommenden Aufgaben: „Wir haben analysiert, geplant – und uns einen Überblick darüber verschafft, welche Punkte wir auf unserem weiteren Weg abarbeiten müssen, um schon hier bei der EM den Sprung zurück in die 49er-Spitzengruppe zu schaffen. Da wurde auch der Rotstift angesetzt, unwichtige Dinge gestrichen. Wir haben uns auf Key-Elemente fokussiert“, erzählt Steuermann Benjamin Bildstein. Konkret haben sich die EM-Siebenten von 2022 jene Punkte in den Vordergrund gestellt, die ohnehin zu ihren Stärken zählen. „Das gibt uns Sicherheit. Dadurch fällt es uns leichter, Herausforderungen anzunehmen. Speed, Starts, Decision-Making und gegenseitige Unterstützung am Boot lagen jüngst und liegen aktuell im Fokus. Um diese Potentiale auszuarbeiten, haben wir viel Akribie, unzählige Wasserstunden und entschlossenes Commitment an den Tag gelegt. Auch haben wir mutig neue Arbeitsprozesse und Themenbereiche erschlossen“, vertieft Vorschoter David Hussl.
Kurzfristiger Materialwechsel erfordert viel Mut
Nach nur wenigen Trainingstagen vor Vilamoura haben die EM-Silbermedaillengewinner von 2020 entschieden, noch einen Materialwechsel durchzuführen. „Wir haben kurzfristig den Mast ausgetauscht, weil wir gemerkt haben, dass wir mit dem bisherigen Material gegen die absolute Weltspitze nicht ankommen. Das sind natürlich keine optimalen Voraussetzungen – und auch eine sehr mutige Entscheidung von uns. Wenn wir aber langfristig weiterkommen wollen, dann war das absolut richtig, davon sind wir überzeugt“, erklärt der Vorarlberger Benjamin Bildstein. Trotz der Neuerung brauche man sich „nicht zu verstecken“, ergänzt der Tiroler David Hussl, „weil die Trimms für die vorherrschenden Bedingungen sehr gut passen, da fühlen wir uns selbstbewusst. Jetzt gilt es, im Kopf frei zu werden, gut mit der Situation umzugehen und sich von Rennen zu Rennen zu steigern.“
Als Staatsmeister zur Europameisterschaft
Keanu Prettner und Jakob Flachberger reisen als amtierende 49er-Staatsmeister zu den kontinentalen Titelkämpfen in Portugal. Am Wolfgangsee, ihrem Heimatrevier, holte sich das Duo Mitte September den nationalen Titel. Anschließend wechselte die Crew für zwei Trainingsblöcke nach Marseille, wo gemeinsam mit starken Teams aus den USA und Polen vermehrt Rennen absolviert wurden.
„Mehr Präsenz an der Startlinie“
Größtes Manko bei der Weltmeisterschaft vor Den Haag war das Startverhalten, daran haben die beiden OeSV-Talente intensiv gearbeitet. „Die WM hat uns ganz klar unsere Potentiale aufgezeigt – speziell in der Vor- und Startphase. Da waren wir in der Vergangenheit etwas zu defensiv, haben vermehrt den leichteren Weg genommen. Wir haben nun intensiv daran gearbeitet, mehr Präsenz an der Startlinie hinzubekommen. Es gilt in diesem ‚Chaos‘ etwas mehr Risiko einzugehen, aber dann trotzdem von einer guten Position rauszukommen. Da fehlt es sicher noch etwas an Erfahrung – aber wir haben zuletzt schon sehr viel dazugelernt“, weiß Steuermann Keanu Prettner. Bei der jüngst im EM-Revier ausgetragenen Warm-Up-Regatta platzierte sich das Duo vom Union Yachtclub Wolfgangsee auf Rang 15, zwei Plätze dahinter klassierten sich die Teamkollegen Bildstein/Hussl. Ein weiterer Fokus lag darauf, ein „besseres Gefühl für unser Risiko-Management zu bekommen. Es gilt speziell darauf zu achten, wann es sich auszahlt zu riskieren und wann wir eher ‚safe‘ unser Rennen durchziehen sollen“.
„Wir haben bei der Testregatta schon einiges von den jüngsten Trainingsinhalten umsetzen können – und waren mit unserer Leistung sehr zufrieden. Vom Speed her sind wir in der Lage, gut mitzufahren. Unser Ziel ist das Erreichen der Top-10. Wir wissen, dass wir auf einem guten Weg sind und richtig gute Ergebnisse einfahren können. Wir sind zuversichtlich, dass uns eine gute EM gelingt“, gibt Vorschoter Jakob Flachberger aus.